Man merkt mal wieder direkt einen Unterschied von Georgien zu der Türkei.
Schon manchmal komisch, wie Grenzen auf Landkarten doch auch Grenzen der Kultur und der Menschen sind. In Georgien wird sich wieder direkt offen gekleidet, Alkohol offen genossen und seitens der Religion nichts so streng genommen. Dies zeigt sich in der Grenzstadt Batumi am Schwarzen Meer ganz deutlich, Tourismus aus Glücksspiel, Nachtclubs und langen Nächten sind der Impuls der Stadt. Aber vom Touristenspot ging es für mich von der Küste nun endlich wieder in die Berge. ⛰
Der Weg führt durch die unberührten Natur mit Ihren immer grünen Bergen. Obwohl die einheimischen die ewigen Berglandschaften eher als hinderlich sehen, bringt es mich zum Glück wieder in die Ungestörtheit.
Nicht nur die Panoramen sind hier Abwechslungsreich, die Passtrassen ebenso.
Ob es massive Steigungen aus loser Schotterstraße sind oder Teilstücke welche mit Wasser überschwemmt werden, hier ist für jeden Spaß etwas dabei.
Hinter dem langen Gorderdzi-Pass lag nun der georgische Sommer.
Ein wenig überraschend dass mich in dieser Gegend schon +40°C erwarteten.
Dank dem warmen Wetter fiel der Besuch der heißen Quellen nähe Bojormi aus, und es wurden vermehrte Besuche beim Eishändler eingelegt 😵
Die Hauptstadt Tiflis galt es nun zu erreichen, der gewählte Weg zwischen den Gebirgszügen erwies sich jedoch als sprichwörtlicher Windkanal. Der Wind macht die Hitze immer gut erträglich, jedoch immer schlecht wenn er aus der falschen Richtung kommt 💨
Tiflis lag in der Sommerhitze, was selbst das Sightseeing Programm zum Sport ausarten lies.
Aber lange hielt mich die Stadt mal wieder nicht, da der nördliche Kaukasus rief, welcher mein Wegweiser Richtung Osten und somit nach Baku sein sollte.
Auf der nächsten Passhöhe nähe Telavi, winkten mir zwei Radler wild von einem höher gelegenen Aussichtspunkt zu. Bruno und Julia aus England und Österreich. Angeheitert wird man willkommen geheißen, denn im nahe gelegenen „Cafe“ wurde schon fleißig Wein mit den neuen Georgischen Freunden getrunken. Für die letzten Schlücke bin ich auch dabei!
Es wird gemeinsam weiter geradelt, da mindestens bis zum nächsten Tag die gleiche Route ansteht. Dort wird Julia in den Westen abbiegen und ich werde mit Bruno bis Baku zusammen gute Tage verbringen. Der nördliche Kaukasus begleitet und stets auf unserer linken Seite auf den letzten Kilometern in Georgien. Hier entdecken wir nur die Auszüge dieses Bergmassivs, und somit nur ein Bruchteil dieses Naturparadieses, hier gilt es für mich → wiederkommen! 🤞
So ist nun auch schnell die Grenze zu Aserbaidschan erreicht.
Da in unseren Köpfen herumspukt, dass dies wieder ein muslimisch geprägtes Land ist, werden noch die Freiheiten in Georgien genossen (man weiß ja nie) 🤔
Doch nach einigen Kilometern stellt sich schnell eine andere Wahrnehmung von Aserbaidschan ein. Man sieht offen gekleidete Frauen, ganz wenige Moscheen welche auch nicht zum Gebet rufen. Generell kommt einem die Religion nicht so stark vertreten vor. Alkohol gibt es auch fast überall. Dank der Cay-Kultur (Tee-Kultur) kommt einem dieses Aserbaidschan vor wie ein Mix aus Georgien und der Türkei.
Der Weg nach Baku wird durch das Wetter geprägt und getaktet. Sonne im Übermaß!
Zum Glück gibt es immer wieder Gebirgsflüsse aus dem Kaukasus, welche von uns und den Einheimischen als willkommene Abkühlung genutzt werden. Wieder einmal wird einem bewusst wie wichtig und wunderbar Wasser sein kann!
Mit Bruno geht die Strecke schnell voran, und das Land wandelt sich von grünen Bergen, immer mehr im Osten zu einer Wüstenlandschaft.
Im Hintergrund dieser trockenen und meist leeren Landschaft liegt unser Ziel Baku mit dem kaspischen Meer. 🌊
Ein paar Ruhetage in der Hauptstadt tun gut, und es werden klassische Ruhetage:
Schlafen → Essen → wiederholen
Mit Thorve (DE) habe ich einen neuen Reisebegleiter für einen weiteren Abschnitt meiner Reise. Bruno zieht wieder westlich Richtung Heimat, und wir gehen entlang des kaspischen Meers durch die Wüstenlandschaften von Aserbaidschan, in den Iran.
In den letzten Tagen und Kilometern zeigt sich Aserbaidschan jedoch noch einmal besonders von deiner gastfreundlichen Seite! Cay, Essenseinladungen und Übernachtungseinladungen begleiten stets unseren Weg. Die Hitze und Eintönigkeit der Strecke werden durch diese Begegnungen zum Glück aufgelockert.
Auf den letzten Kilometern kam nun auch, das erste größere Problem am Fahrrad zu tragen 💥
Bei einem Schlauch-wechsel ist die Arritierschraube des Hinterrads gebrochen. So etwas hat man natürlich nicht als Ersatzteil dabei 💩
Trotz der Mithilfe vieler neuen Freunde, konnte zwar keine neue Schraube organisiert werden, jedoch wurde kurzerhand in einer Hinterhof-Werkstatt einfach eine neue Schraube selbst gedreht.
Geld wollte man nicht annehmen, dafür wird man noch zum großen Essen mit Vodka und Übernachtung eingeladen. So schnell wird eine kleine Katastrophe zu einem tollen Abend, mit neu gewonnenen Freunden. Danke!
Nun hoffen wir das Beste, dass „Made in Azerbaijan“ lange hält 🙏🏼
So motiviert geht es nun in dass so oft kontrovers diskutierte Land, den Iran....
LG
René
Stand 16.07.2018